Mittwoch, 31. Mai 2017

Korsettreparatur

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es doch sehr lange gebraucht hat...
Zum Heerlager 2016 bekam ich ein Korsett in die Hand, das repariert werden sollte. Vor Ort war das nicht zu realisieren, denn mehr als Material für ein groben Zunähen hatte ich nicht.

Aber ich denke, das Warten hat sich gelohnt. Ungefähr drei Wochen Arbeit am Stück (zusammengerechnet) hat es gebraucht...
aber dafür ist etwas doch recht hübsches entstanden:


Nach dem Klick - mehr darüber :)


Nachdem beim Waschen - kurz vor Übergabe - noch ein Stab oben durchbrach, sind nicht alle Stickarbeiten dokumentiert, aber zumindest die unteren Reparaturen kann ich euch zeigen.

Tatsächlich mussten ein paar Stellen richtiggehend gestopft werden.
Wenn Stäbe sich durch den Stoff durcharbeiten, kann das auf zwei verschiedene Arten passieren: Sie zerstören die Fasern, was gelegentlich bei mangelhaft abgerundeten Stäben der Fall ist. Oder sie schieben die Fasern beiseite.
Ersteres war hier passiert. Durch den Gebrauch hatten sich die Gummikappen abgeschliffen. Darunter kam der Stahl zum Tragen, der nicht wirklich intensiv rundgeschliffen wird, eher entgratet.

Da das Korsett sichtbar getragen wird (daher de facto eigentlich eine Corsage ist), mussten also die Reparaturen möglichst unsichtbar sein. Der feine, silbrige Stoff als solches machte es schwer, ein passendes Garn zu finden. Zudem hatten sich ein paar der Nähte im Deckstoff ebenso durch die langfristige Belastung aufgelöst, also entschloss ich mich zu flicken. Möglichst viel Stabilität durch möglichst schöne Bearbeitung - unsichtbar ging nicht. Bleibt nur noch sichtbar. ;)

Was hier so schnell wirkt, ist die Arbeit von einigen Tagen. Erst habe ich die zerstörten Stellen geflickt und gestopft, dann kam der Flicken obendrauf. Auf dem linken Bild sieht man noch die zusätzlichen Nähte und ein paar der angezeichneten Linien für den Verlauf der Stickerei.


 Ein erster Knittertest zeigte, dass sich der Flicken gut mit dem Korsett bewegt. Insgesamt wirkte er etwas steif aufgrund der Menge an Garn, aber passte sich insgesamt gut ein. Weil der Flicken als solches ein bisschen knubbelig wirkte, bekam er noch ein bisschen Stickerei - immerhin gehört dieses Korsett zu einer Elfendarstellung.



Wer findet beide Stäbe, die durch den Stoff gebrochen sind?
Die erste Reparaturfrage bezog sich auf zwei Stäbe, die hinten herausschauten. Das war nicht die Schuld der Besitzerin - erst bei näherem Hinsehen fanden sich die weiteren Schäden. Hier hat einer der Stäbe schon eine neue Kappe bekommen, da die Gummienden schon als Hülse mittig auf den Stäben saßen. Das ist für mich kein neues Bild, allerdings war die Menge der abgenutzten Stäbe definitiv eine Überraschung.
Eine negative Überraschung war der Spiralstab, der mit den Enden durchpiekte - keinerlei Endkappen, nur offene Drahtenden.

Fun fact: Die Gummibeschichtung ist ein Industriestandard. Häufig werden Kunststoffbeschichtungen eingesetzt, wenn es sich um Maßanfertigungen im größeren Umfang handelt - eindippen und fertig.



Weil mans innen nicht sieht: Da reicht ein Flicken. ;)

Insgesamt würde ich behaupten, dass die Restauration - Reparatur war es fast nicht mehr - dem Korsett noch einige Monate Benutzungszeit gebracht hat. Neben den Reparaturen an Stäben und Tunneln musste auch der Oberstoff an manchen Stellen geflickt und verstärkt werden.

Alles in allem eine interessante Arbeit, die aber auch einige Schwächen der industriellen Mengenware deutlich gemacht hat.

Zwar ist das Korsett eine Maßanfertigung, aber scharfe Stabkanten, abgearbeitete Gummikappen, teils ausgerissener Oberstoff (auf Zug vernäht - ich sage nur feines Damastgewebe und Zug...) und ausgerissene Ösen sprechen eine deutliche Sprache. Die Qualität war für den Preis, den man mir genannt hat, in Ordnung. Aber auch nicht mehr.
Schade eigentlich.



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